Die Motivation wird zu einer immer größeren Herausforderung – in der Schule, im Beruf und im Privatleben. DDDr. Karl Isak entwickelte auf Basis wissenschaftlicher Grundlage ein „Programm der Neuromotivation“ für die praktische Anwendung. Dies soll hier dargestellt werden.
Isak beruft sich auf verschiedene Motivationsmodelle, sowie auf eigene Feldforschungen im Rahmen seiner therapeutischen, Coaching- und Consultingtätigkeiten. Isak geht von einem neuronalen Motivationssystem aus, das über eigene bzw. von außen initiierte Gedanken aktiviert werden kann und das zu einer intrinsischen Motivation befähigt ist. Erste Forschungsergebnisse, die den Zusammenhang zwischen neuronalen Prozessen und der Motivation bewiesen, wurden von McClelland schon 1985 veröffentlicht (vgl. auch 1987 und 1995). Er fand heraus, dass das Machtmotiv zur Produktion von Epinephrin (Adrenalin) und Norepinephrin (Noradrenalin) führt. Das Zugehörigkeitsmotiv lässt Dopamin entstehen und beim Leistungsmotiv werden Vasopressin und Arginin ausgeschüttet, deren Wirkung aber noch zu wenig erforscht ist.
Neuere Forschungen (vgl. z.B. Meyer-Lindenberg et al 2011, Kosfeld et al 2005, Kringelbach et al 2011, Heinrichs et al 2008 und 2009, Eisenberger 2003, Esch 2004 uvam.) zeigen etwas andere Ergebnisse. Für den Mediziner und Neurobiologen Joachim Bauer sind es vor allem drei Neurotransmitter(gruppen), die als biologische Antriebsaggregate des Menschen gelten – Dopamin, Opioide und Oxytocin. Aus diesen Botenstoffen besteht der Treibstoff des menschlichen Motivationssystems (Bauer 2008).
Dieses Motivationssystem besteht aus zwei Neuronengruppen, die miteinander in Verbindung stehen (vgl. ebd.). Der eine Teil befindet sich in dem sogenannten „Ventralen Tegmentalen Areal“ (VTA) und die zweite Gruppe im „Ventralen Striatum“ und heißt „Nucleus accumbens“. Wenn das System aktiv wird, dann fangen die Neuronen der ersten Gruppe zu feuern an und geben an die zweite Gruppe den Botenstoff Dopamin weiter. Dieser Neurotransmitter löst sowohl im Gehirn als auch im ganzen Körper Effekte aus, die wie eine Droge wirken. Es entsteht ein Gefühl des Wohlbefindens und der Organismus wird psychisch und physisch in einen Zustand von Konzentration und Handlungsbereitschaft versetzt (ebd.). Dopamin wird auch als Glückshormon bezeichnet und gilt als besonders motivationssteigernd. Die bewusste Initiierung einer Dopaminproduktion im Gehirn führt also zu angenehmen Zuständen und motiviertem Handeln. Damit hat Dopamin die Funktion einer physischen und psychischen Antriebs- und Motivationsdroge. Dopamin wirkt übrigens auch auf die Bewegung und aktiviert diese. Motivation (kommt von „movere“ = bewegen) hat also im wahrsten Sinne des Wortes mit Bewegung zu tun. Wir verfügen somit über einen Motivationsmotor – diesen müssen wir nur anwerfen und am Laufen halten.
Ein zweites Motivationssystem befindet sich im Hypothalamus, wo Bindungen und Beziehungen geformt werden. Dort wird Oxytocin erzeugt, das auch als Treuehormon bezeichnet wird und zum Beispiel bei der Geburt vermehrt ausgeschüttet wird, was sich positiv auf die Bindung zwischen Mutter und Kind auswirkt. Der Neurotransmitter bildet sich aber auch dann, wenn es um die Bildung von Vertrauen geht und sich eine Bindung stabilisiert. Forscher haben nachgewiesen, dass Personen als Folge einer geschäftlichen Transaktion, in der ihnen Vertrauen entgegengebracht wurde, erhöhte Oxytocin-Werte aufweisen.
Als Motivationshormone gelten auch Endorphine. Das sind endogene Opioide, deren Wirkung jener von Opiaten entspricht. Endorphine gelten als Glücksstoffe und haben positive Effekte auf das Ich-Gefühl. Sie steigern die emotionale Gestimmtheit und die Lebensfreude und sorgen für Euphorie. Mit der Produktion von Opioiden nimmt auch die Ausschüttung von Serotonin zu – das ebenso als Glückshormon gilt und wie die Endorphine selbst die Schmerzempfindlichkeit senkt und motivierend wirkt.
Bei den Methoden, wie die Motivationssysteme angeworfen werden können, beruft sich Isak gleichfalls auf eigene Forschungsergebnisse sowie auf wissenschaftliche Theorien: auf das Zielmodell von Locke und Latham (1984), auf die positive Psychologie (vgl. Seligmann 2010, Auhagen 2004), auf Erkenntnisse der Psychotherapie, insbesondere der Katathym-imaginativen Psychotherapie (vgl. Leuner 1995, Leuner/Wilke 2005, Salvisberg et al 2000), auf die Hypnotherapie (vgl. Ericson/Rossi 2004a und 2004b), sowie auf bekannte Grundsätze aus der Lern- und Verhaltenspsychologie (z.B. klassische Konditionierung), der Kommunikationspsychologie und aus anderen psychologischen Schulen (Beispiel: Homöostase) und der Soziologie (z.B. Prinzip der Reziprozität).
Literatur:
Auhagen, Ann Elisabeth (2004): Positive Psychologie. Anleitung zum „besseren“ Leben. Hrsg. von Ann Elisabeth Auhagen. Weinheim/Basel: Beltz Verlag.
Bauer, Joachim (2008): Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. 6. aktualisierte Auflage. München: Heyne.
Bauer, Joachim (2006): Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone. 19. aktualisierte Auflage. München: Heyne.
Eisenberger, Naomi I; Lieberman, Matthew D.; Williams Kipling D. (2003): Does rejection hurt? An fMRI study of social exclusion. In: Science Vol. 302, 10. Oct. 2003. S. 290-292.
Erickson, Milton H.; Rossi, Ernest L. (2004a): Hypnotherapie. Aufbau, Beispiele, Forschungen. 7. Aufl. Stuttgart: Pfeiffer bei Klett-Cotta.
Erickson, Milton H.; Rossi, Ernest L.; Rossi, Sheila L. (2004b): Hypnose. Induktion – Therapeutische Anwendung – Beispiele. 6. Auflage. Stuttgart: Pfeiffer bei Klett-Cotta.
Esch, Tobias; Stefano, George B. (2004): The neurobiology of pleasure, reward processes, addiction and their health implications. In: NeuroendocrinologyLetters No.4 August Vol.25, 2004. Seiten 235-251.
Heinrichs, Markus; von Dawans, Bernadette; Domes, Gregor (2009): Oxytocin, vasopressin, and human social behavior. In: Frontiers in Neuroendocrinology 30 (2009). Seiten 548–557.
Heinrichs, Markus; Domes, Gregor (2008): Neuropeptides and social behaviour: Effects of oxytocin and vasopressin in humans. In: Progress in Brain Research, Vol. 170. Seiten 337-350.
Kringelbach Morten L.; Berridge, Kent C. (2011): The neurobiology of pleasure and happiness. URL: http://www.lsa.umich.edu/psych/research&labs/berridge/publications/Kringelbach%20&%20Berridge%202011%20The%20neurobiology%20of%20pleasure%20and%20happiness%20%20chapter%20Oxford%20Hand%20Neuroethics.pdf
Kosfeld, Michael; Heinrichs, Markus; Zak, Paul J.; Fischbacher, Urs; Fehr, Ernst (2005): Oxytocin increases trust in humans. In: nature, Vol 435/2 June 2005. Seiten 673-676.
Leuner, Hanscarl; Wilke, Eberhard (2005): Katathym-imaginative Psychotherapie (KiP); 6. Auflage; Stuttgart: Thieme-Verlag.
Leuner, Hanscarl (1994): Lehrbuch der Katathym-imaginativen Psychotherapie. Grundstufe – Mittelstufe – Oberstufe. Bern: Huber.
Locke, Edwin A.; Latham, Gary P. (1984): Goal Setting: A Motivational Technique That Works! Englewood Cliffs, Prentice-Hall, Inc.
McClelland, D. C. (1985): The need for power, brain norepinephrine turnover, and memory. In: Motivation and Emotion. Volume 9, No. 1, March 1985.
McClelland, D. C. (1987): The relationship of affiliative arousal to dopamine release. In: Motivation and Emotion. Volume 11, No. 1, March 1987.
McClelland, D. C. (1995): Achievement motivation in relation to achievement-related recall, performance, and urine flow, a marker associated with release of vasopressin. In: Motivation and Emotion. Volume 19, No. 1, March 1995
Meyer-Lindenberg; Andreas; Domes, Gregor; Kirsch, Peter; Heinrichs, Markus (2011): Oxytocin and vasopressin in the human brain: social neuropeptides for translational medicine. In: nature Vol.12/2011. Seiten 524-538.
Salvisberg, Hanni; Stigler, Michael; Maxeiner, Verena (Hrsg.) (2000): Erfahrung träumend zur Sprache bringen. Grundlagen und Wirkungsweisen der Katathym imaginativen Psychotherapie. Bern: Verlag Hans Huber.
Seligman, Martin E.P. (2010): Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben. Köln: Bastei Lübbe.